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Interview mit Thomas Baumgartner

Am Samstag, 5. November 2022 geht es endlich los mit der Unihockey-Weltmeisterschaft in Zürich und Winterthur. Wir haben uns dazu mit Thomas Baumgartner, langjähriger Spitzenschiedsrichter und heute Gebietsleiter für DUSCHOLUX, unterhalten. Thomas Baumgartner erzählt uns, wie sich der Unihockeysport in den letzten Jahren verändert hat. Weiter verrät er uns, ob er in seiner Aktivzeit eher Hidden Champion oder Spielmacher war.

Thomas Baumgartner. Du bist ja nun schon länger im Unihockeygeschäft und dies in unterschiedlichen Funktionen. Wie hat sich aus deiner Sicht der Sport entwickelt?

BAUMGARTNER: Ja, seit meinem Erstkontakt zum Unihockey vor 35 Jahren haben wir heute eine total andere Sportart. Natürlich in Sachen Material, wo es zu Beginn zum Beispiel nur zwei verschiedene Stöcke gab. Wir hatten Holzbanden, die wir teilweise sogar selber herstellten. Das Einrichten eines Turniers war wegen den schweren Elementen schon beim Aufstellen schweisstreibend.

Im Laufe der Zeit hat sich auch in Sachen Reglement einiges getan. Der Torhüter hatte früher zum Beispiel einen Stock. Der Sport wurde zunehmend athletischer, der Aufwand im Spitzenbereich deutlich professioneller. Nicht zuletzt auch das Interesse der Medien hat sich natürlich vervielfacht. 

Wir berichten ja rund um unser Engagement über Hidden Champions. Hand aufs Herz, warst du in der Aktivzeit als Spieler auch ein solcher Held im Hintergrund oder eher ein Spielmacher?

BAUMGARTNER: Ich war nicht ein sonderlich talentierter Spieler, aber einer mit Leidenschaft… Auch später als Trainer, als Vorstandsmitglied oder aber vor allem in 23 Jahren als Schiedsrichter. Als solcher solltest du nicht im Mittelpunkt stehen. Aber natürlich arbeitet man auch an seiner Karriere und seinen Zielen und freut sich zum Beispiel in einem WM-Finale zu stehen.

Andere Sportarten werden stark durch Geld respektive Investoren dominiert. Im Unihockey scheint dies nicht der Fall zu sein. Ist diese Annahme richtig und wenn ja, ist dies gut so?

BAUMGARTNER: Natürlich ist Geld auch im Unihockey ein Thema. Ganz leicht verspüre ich schon auch eine Veränderung, seit etwas mehr Kapital zur Verfügung steht. Der Druck auf Erfolge steigt so bei den Vereinen automatisch. Aber die Spieler sind keine Profis, selbst die ausländischen Verstärkungsspieler gehen einem Job nach. Dies hilft bestimmt auf dem Boden zu bleiben. Ich finde, als Mannschaftssportart ist deshalb Unihockey noch immer sehr authentisch.

Man spricht immer wieder davon, Unihockey in Zukunft olympisch zu machen. Meinst du, in der Schweiz gäbe es dazu überhaupt genügend Talente wie auch Trainingslokalitäten?

BAUMGARTNER: Die Schweiz gehört unbestritten zu den Top-Nationen und hat so natürlich das Zeug, um auch olympische Träume zu träumen. Grundsätzlich ist es aber in der Schweiz eine Herausforderung, da doch die meisten Clubs in Turnhallen spielen. Es fehlt überall an Infrastruktur wie zum Beispiel komfortable Zuschauertribünen oder Cateringmöglichkeiten, die dem Zuschauer ein attraktiveres Matcherlebnis garantieren. Aber auch die Trainingsmöglichkeiten sind bei den meisten Vereinen ein Dauerthema.

In Zürich und Winterthur steht die Weltmeisterschaft auf dem Programm, welchen Stellenwert hat dieser Anlass für den Sport?

BAUMGARTNER: Die Weltmeisterschaft ist alle zwei Jahre DAS Schaufenster für den Unihockeysport. Weg vom Turnhallenimage rein in topmoderne Multifunktionsarenen. Statt mit 300 Zuschauern plötzlich mit 12'000 Zuschauern gefüllte Hallen. Auch der mediale Wert ist top, so zum Beispiel macht in diesem Jahr SRF die Unihockey-WM zum Sportevent und überträgt jeden Tag mindestens ein Spiel. Attraktive Bilder gehen um die Welt und zeigen, was in diesem tollen Sport steckt. Davon kann der Sport bestimmt profitieren.

Was bedeutet die WM für die Schiedsrichter?

BAUMGARTNER: Für mich persönlich waren die Weltmeisterschaften immer eine Art Entschädigung für den Aufwand, den ich als Schiedsrichter geleistet habe. Auf der grossen Bühne stehen zu dürfen und Spitzenspiele oder gar ein WM-Finale zu leiten ist auch für den Schiedsrichter ein Karrierehöhepunkt.

Eine kleine Prognose deinerseits. Wer wird Weltmeister 2022?

BAUMGARTNER: Die vier Top-Nationen sind sehr nahe beisammen. Natürlich wünsche ich mir die Schweiz als Weltmeister. Es wäre schön zu sehen, was dieser Titel dem Schweizer Unihockey für Impulse geben könnte.